Was sich nach einer Zukunftsvision anhört ist bei den Freiwilligen Feuerwehren schon (fast) Realität. Zumindest in der Ausbildung.
Durch die Einschränkungen, die die Corona-Pandemie mit sich gebracht hat, sind zum Schutz der Feuerwehrleute und damit zur Aufrechterhaltung der Einsatzfähigkeit derzeit kaum Treffen, Ausbildungen und Trainings möglich. Damit aber die Ausbildung – insbesondere auch für neue Feuerwehrleute – nicht ins Stocken gerät, bietet die Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg seit kurzem Online-Lehrgänge, sogenannte Webseminare, an.
Im Landkreis nehmen seit Anfang Juni 54 Feuerwehranwärter aus 16 Gemeinden am Lehrgang `Truppmann Teil 1´ (früher als Grundausbildung bekannt) teil. Darunter sind auch der Gymnasiast Tizian Busch, Kevin Hollenbach (Auszubildener zum Straßenwärter) und Daniel Weckert, der eine Ausbildung zum Mechatroniker macht. Sie treffen sich noch bis Ende Juli jede Woche einmal abends im Langenburger Feuerwehrhaus für rund 90 Minuten zum gemeinsamen Lernen. Für das Trio ist die Feuerwehr nichts Neues. Sie haben bereits in der Jugendfeuerwehr theoretische und praktische Kenntnisse gesammelt.
Nachdem ihnen an den ersten beiden Abenden die Rechtsgrundlagen und Fahrzeugkunde nähergebracht wurden, folgte die Lektion `Löscheinsatz: 1. und 2. Rohr ohne Bereitstellung´. Auf dem Bildschirm des Fernsehgeräts, das Abteilungskommandant Matthias Fritsch zur Verfügung gestellt hat, konnten die drei jungen Männer die Erklärungen der Ausbilder der Landesfeuerwehrschule nachvollziehen:

Auf einer Tafel waren zunächst ein Feuerwehrfahrzeug, ein Feuer und ein Gebäude zeichnerisch dargestellt. Im Laufe des Abends wurden noch Schläuche, der Verteiler und verschiedene taktische Zeichen ergänzt. Am Ende konnten die drei sehen, wie ein Löschangriff mit einer Staffel, also sechs Feuerwehrleuten, aussehen kann und welche Tätigkeiten die einzelnen Trupps zu erledigen haben. Erläutert wurde ebenso die Befehlsgebung des Staffelführers an die Mannschaft.
Leider brach zwischendurch für mehrere Minuten die Bild- und Tonübertragung ab. Die Zeit nutzte Matthias Fritsch vor Ort, um Zusammenhänge nochmals zu hinterfragen und zu erklären. Nachdem das System wieder lief, konnten die Teilnehmer mit dem Drücken des `Daumen-hoch´ zurückmelden, dass die Kommunikation wieder möglich ist. Aus dem Webstudio in Bruchsal wurden auch schriftlich Fragen gestellt, deren Antworten aus einer Liste online ausgewählt werden mussten. Jeder der drei Langenburger tippte diese ins Smartphone oder den Laptop ein. Die Ergebnisse aller Teilnehmer wurden dann eingeblendet und die richtigen Lösungen von den Ausbildern erläutert.

Zum Schluss wiesen die Ausbilder darauf hin, dass alles Gezeigte in den schriftlichen Unterlagen nachlesbar ist und animierten die Teilnehmer zum Selbstlernen. Da ein Online-Unterricht den Präsenzunterricht nie vollständig ersetzen kann, lassen sich Hausaufgaben auch hier nicht ganz vermeiden. Im Bundesland Baden-Württemberg sind circa 1 000 Teilnehmer allein bei diesem Seminar angemeldet, welches insgesamt aus neun Lektionen besteht.
„Sobald es coronabedingt wieder möglich sein wird, werden die Praxis- und Sprechfunk-Ausbildung im Präsenzunterricht auf Standortebene ergänzt. Auch die Prüfungen werden dann wie bisher von den Ausbildern abgenommen“, erläutert Kreisbrandmeister Werner Vogel. Von ihm und seinen Mitarbeitern wurden die Lehrgangsanmeldungen sowie die Organisation und der Versand der Schulungsunterlagen im Landratsamt koordiniert, was mit einem erhöhten Arbeitsaufwand verbunden war, da die Schulungsunterlagen kurzfristig bestellt und verteilt werden mussten. Busch, Hollenbach und Weckert werden in den nächsten Wochen noch weitere Inhalte zum Löscheinsatz, zur Wasserentnahme und zur technischen Hilfeleistung lernen. So sieht es der Seminarplan vor.

 

Tizian Busch, Kevin Hollenbach und Daniel Weckert (von links) haben sich zum Webinar eingeloggt und verfolgen die Informationen der Ausbilder der Landesfeuerwehrschule auf dem Fernsehbildschirm.